Mittwoch, 2. September 2015

Verrückte Fussball-Welt


Grossartige Unterhaltung gab es in den vergangenen Tagen bei der schönsten Nebensache der Welt. Die grossen Ligen haben ihren Spielbetrieb wieder aufgenommen und dabei war auch noch das Transfer-Fenster geöffnet. Etwas kurios mutet an, dass Transfers bis Anfang September noch möglich sind. Da macht ein Trainer eine seriöse Saisonvorbereitung, hat dann bereits 3 Spieltage durch und dann werden ihm noch die besten Spieler weggekauft. Wäre es nicht sinnvoller das Transfer-Fenster zu Saison-Beginn zu schliessen? Die Coaches würden das sicher begrüssen. Aber es ist ein Markt und Fussballer sind eine handelbare Ware. Wedelt einer mit ein paar Millionen kann alles nochmal durchgewirbelt werden. Geht ein Guter, kommt sicher wieder ein Guter. Vielleicht aber auch nicht.

Englische Vereine bezahlen derzeit horrende Ablösesummen. Weil sie es können. Können diese Summen den Fussball beschädigen? Die Mehreinnahmen im Vergleich zu anderen Ländern und Ligen bestehen aus üppigeren Fernsehgeldern und mehr Umsatz mit (weltweitem) Merchandising. Dank Sky, BT und BBC fliessen selbst noch dem letzten der Premier League ein beträchtlicher Batzen in’s Portemonnaie. Die Premier League ist, auch durch die Weltsprache Englisch, ein Magnet in Asien, Indien und Amerika. Das hat zur Folge, dass für einen durchschnittlich guten Profi-Fussballer die eine oder andere Million zuviel Ablöse bezahlt wird. Geht es hier so weiter sind bald dreistellige Ablösesummen die Norm. Fussball-Manager aus Deutschland, Spanien, Italien und Frankreich sind verärgert. Sie sprechen von Gier und Wettbewerbsverzerrung. Verständlich: Sie werden gehindert ihren Wunschspieler zu einem marktgerechten Preis verpflichten zu können. Vergessen dabei aber eins: Sie werden ihre jungen eigenen Talente bzw. gereiften Spieler so immer für sehr viel Geld verkaufen können. Da sind wir mitten im Thema Nachhaltigkeit. Mit dem Geld kannst du arbeiten. Neue Rohdiamanten verpflichten, Geld in die Nachwuchs-Abteilung oder in die Infrastruktur stecken. Ein junger, talentierter 18-jähriger hat in England zukünftig noch viel mehr Mühe in das Kader der ersten Mannschaft aufgenommen zu werden. Diese sind bei den Vereinen auf der Insel, aufgrund ihrer Finanzstärke, ordentlich gefüllt mit fertigem Spielermaterial. Auch mit vielen Ausländern. Das hat Auswirkungen auf die Nationalmannschaft und ist mit ein Grund warum Deutschland Weltmeister ist und nicht England. 

Neben den erwähnten Mehreinnahmen haben einige Klubs dort generell schon eine prall gefüllte Haushaltskasse. Scheichs, Verleger oder Rohstoff-Milliardäre pumpen ordentlich Geld rein. Das ist mir aber eigentlich, als Fussball-Fan, recht. Besser als einfach die nächste grosse Yacht zu kaufen. So habe ich auch was davon und kann mir Spiele mit tollen Teams anschauen. Ein guter Fussballer ist mittlerweile teurer geworden, als das Stadion in dem er spielt. Das ist ein Fakt und wir müssen das akzeptieren. Als Spieler und Verein bist du gegen das Geld, dass die Engländer ausschütten, irgendwann machtlos. Neben der zu hohen Ablöse kommt noch dazu, dass der Spieler dann auch noch dreimal soviel wie vorher verdient. Hand auf's Herz. In Nordamerika kennen sie solche Probleme nicht: In ihren Profi-Ligen gibt es strikte Reglementierungen bezüglich Spielerverpflichtungen und Lohnsummen. Diese halten wirtschaftlich gesehen die Balance zwischen den Teams. Jammern hat nun aber noch selten geholften. Es ist auch kein fussballerischer Weltuntergang in Europa in Sicht. Ich bin überzeugt, dass die Stadien in der Bundesliga weiterhin sehr gut ausgelastet sein werden, dass das Clasico in Spanien nach wie vor ein mitreissendes und bewegendes Spiel bleiben wird und dass wir auch in Italien weiterhin tollen Fussball sehen werden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen