Der Luzerner Rapper hält
seinen Output hoch und droppt kurz vor Sommeranfang eine EP. Daneben lebt er das gute Leben und hat im Moment
seinen Lebensmittelpunkt in’s sonnige Los Angeles verlegt. Dort sowie auch in New
York hat er zusammen mit DJ Sweap „90er wie Game Boy“ aufgenommen. Flows und
Produktionen wie zu den guten alten Biggie-Zeiten. Zeit für ein Gespräch.
Tom: Im letzten November hast du „Flow so 90ies“ veröffentlicht.
Nun legst du erneut in 90er-Äesthetik nach. Ist da eine Trilogie oder ähnliches
geplant?
Emm:
Eigentlich ist „90er wie Game Boy“, wenn überhaupt, der dritte Teil dieser Trilogie – es gab Flow So 90ies und dann Flow So 90ies II. Das ist jetzt halt der erste Release über eigene Beats in diesem Stil, darum gibt’s das auch nicht gratis wie die Vorgänger. Man muss aber sagen, dass „90er wie Game Boy“ jetzt nicht als dritter Teil dieser Trilogie angedacht war, sondern einfach ein Release im Stile der 90er mit eigenen Beats ist. Ich arbeite da nicht unbedingt so nach Schema. Es hätte jetzt auch aus meiner Sicht keinen Sinn gemacht, einen dritten Teil von Flow So 90ies zu releasen. Entweder macht man es halt richtig oder nicht. Zwei EPs mit ein bisschen Spassrap auf geklauten Beats sind genug. Da holte ich mir lieber originale Produktionen, um was „richtiges“ zu machen.
Tom: Auf deinen beiden letzten Alben rappst du, sicher auch aufgrund des Sound-Teppichs, eher futuristisch. Passt dein Flow überhaupt zu dieser ganzen Oldschool-Thematik?
Emm:
Persönlich habe ich das Gefühl, er passt sogar besser. Ich bin zwar der erste, der Future und Drake feiert, und ich bin froh darum, dass ich im Gegensatz zu vielen meiner Alterskollegen diese modernen Sachen aufrichtig abfeiern kann. Aber auf diesen Golden Age Sachen habe ich mit Rappen begonnen und, wenn man so will, das Rappen gelernt. Ich persönlich empfinde meinen Flow als entspannter auf diesen Produktionen. Ich merke beim Schreiben, dass ich erheblich weniger überlege, sondern viel mehr einfach mache. 90er Beats führen bei mir zu „aus dem Bauch“-Texten. Das ist für mein Künstlerdasein durchaus gut und erholsam, und irgendwie finde ich das auch in der Wirkung und im Ergebnis cooler, weil es so schön un-konstruiert daherkommt. Aber das ist eine Aussage im Jetzt: in zwei Monaten kann das auch wieder anders sein. Vielleicht mache ich als nächstes mal wieder New Disco, wie ich das schon zu Wall Street Zeiten gemacht habe. Ich lasse mich da nicht mehr so fixieren. Am Ende des Tages mache ich einfach, worauf ich Bock habe.
Tom: Du hast nun in gut einem Jahr 2 reguläre Alben, 2 Mixtapes und eine EP veröffentlicht. Manch anderer Rapper wäre froh, wenn er in dieser Zeit soviel Output generieren könnte. Ich möchte aber andersrum fragen: Wäre weniger nicht mehr?
Emm:
Gut möglich, dass ich den Bogen überspanne. Aber auch hier: es ist mir völlig egal. In der Schweiz ist es relativ einfach: entweder bist Du Teil des Films oder Du bist es nicht. Es geht oftmals gar nicht sosehr um Talent, sondern um Seilschaften, um gegenseitige Unterstützung, um Hypes. Das ist alles cool für mich, und ich muss da auch nicht unbedingt dazu gehören. Aber wenn ich nicht Teil dieses Films bin, dann release ich halt auch frei von der Leber weg. Um meinen Output an irgendein Schema anzupassen, müsste ich ja irgendein Ziel verfolgen, damit ich einen gewissen Sinn darin sähe, irgendeine solchen Plan aufzustellen und den dann umzusetzen. In meiner Situation sehe ich aber einfach keinen Sinn darin, mich nach einem von aussen an mich herangetragenen Setup zu richten. Ich bin ü30 und habe sonst genug in meinem Leben. Ich mache Mucke aus Spass, und ich mache sie wann ich will und wie ich will. Vielleicht dauert’s drei Jahre bis zum nächsten Release. Vielleicht höre ich auch einfach auf. Vielleicht mache ich Gabber Techno mit Kackmusikk. Vielleicht schreibe ich mal wieder einen Blog und nenne paar Dinge beim Namen. Who knows.
Gut möglich, dass ich den Bogen überspanne. Aber auch hier: es ist mir völlig egal. In der Schweiz ist es relativ einfach: entweder bist Du Teil des Films oder Du bist es nicht. Es geht oftmals gar nicht sosehr um Talent, sondern um Seilschaften, um gegenseitige Unterstützung, um Hypes. Das ist alles cool für mich, und ich muss da auch nicht unbedingt dazu gehören. Aber wenn ich nicht Teil dieses Films bin, dann release ich halt auch frei von der Leber weg. Um meinen Output an irgendein Schema anzupassen, müsste ich ja irgendein Ziel verfolgen, damit ich einen gewissen Sinn darin sähe, irgendeine solchen Plan aufzustellen und den dann umzusetzen. In meiner Situation sehe ich aber einfach keinen Sinn darin, mich nach einem von aussen an mich herangetragenen Setup zu richten. Ich bin ü30 und habe sonst genug in meinem Leben. Ich mache Mucke aus Spass, und ich mache sie wann ich will und wie ich will. Vielleicht dauert’s drei Jahre bis zum nächsten Release. Vielleicht höre ich auch einfach auf. Vielleicht mache ich Gabber Techno mit Kackmusikk. Vielleicht schreibe ich mal wieder einen Blog und nenne paar Dinge beim Namen. Who knows.
Tom: Ein Thema auf dem Mixtape ist Realness. Wieviel Realness will oder braucht der Rapper Emm?
Emm:
Ist Realness ein Thema? Ich weiss gar nicht. Realness ist mir persönlich nur bedingt wichtig. CH-Rap ist per definitionem höchst unreal und weit entfernt vom Struggle, den Big Daddy Kane oder wer auch immer erlebt hat. Wir sind alle unreal as hell. Aber: Ich habe keinen Bock und keine Zeit mehr für Menschen, die einfach irgendwas rumlabern, ohne dass es mich in den Bann zieht. Solcher Dreck ist mein Ohr nicht wert und schadet dem Gesamtimage von Rap. Ich habe nichts gegen unwahre Geschichten, aber dann müssen sie dope erzählt sein. Es sind dann Krimis, Sci-Fi-Filme, was auch immer, aber es muss verdammt nochmal gut sein. Selbstauferlegte Tickermucke von 20-jährigen Schweizer Kids, das interessiert mich einfach null, ausser die Erzählskills von dem Typen sind auf dem Level von Pusha T, und das habe ich in der Schweiz dann doch ziemlich selten erlebt. Eigentlich nie, haha.
Es geht nicht darum, ob alles, was ein Künstler sagt, tatsächlich
wahr ist. Aber es geht darum, ob jemand, der mir was erzählt, mir damit was
gibt oder nicht. Wenn jemand mich nicht entertained, sei es seriös oder auch
ironisch, dann bin ich weg. Realness muss jeder für sich selber finden, und
eben: Schweizer Rap ist per definitionem das unrealste, was es gibt. Aber wenn
Du in Deiner Musik Müll laberst und Deine Tagträume erzählst, dann bist Du
besser ein verdammt guter MC. Ansonsten bist Du nicht nur ein schlechter
Rapper, sondern ein schlechter Rapper und fake. Das ist die Höchststrafe.
Tom: Du bist ein ü30-Rapper
der viel veröffentlicht und einiges erreicht hat. Du hast einen guten Job. Was
treibt dich immer wieder von Neuem an Musik zu machen?
Emm:
Ich glaube, das ist so ein Hirnhälften-Ding. Es ist Ausgleich. Vielleich auch Ausbruch. Wenn du tagsüber den Bürofilm fährst, dann tut Rap als Abwechslung ganz gut. Aber vor allem bin ich immer noch ein grosser Fan von Rapmusik, und ich glaube, das ist das entscheidende. Ich stecke da seit einer Ewigkeit in irgendeiner Form drin. Ich kenne die ganzen älteren Figuren, gerade auch in der CH-Szene, alle noch von way back, bevor sie Frau und Kinder hatten. Ich war und bin halt immer Fan, lese immer noch XXL, checke immer noch die Blogs. Und wenn eine Passion für eine Sache die Pubertät überlebt, dann ist es wie Fussball im Veteranenteam – man ist zwar älter, aber man spielt einfach immer noch. Falls ich mal keine Musik mehr mache, heisst das nicht, dass sie mich nicht mehr interessiert.
Emm:
Ich glaube, das ist so ein Hirnhälften-Ding. Es ist Ausgleich. Vielleich auch Ausbruch. Wenn du tagsüber den Bürofilm fährst, dann tut Rap als Abwechslung ganz gut. Aber vor allem bin ich immer noch ein grosser Fan von Rapmusik, und ich glaube, das ist das entscheidende. Ich stecke da seit einer Ewigkeit in irgendeiner Form drin. Ich kenne die ganzen älteren Figuren, gerade auch in der CH-Szene, alle noch von way back, bevor sie Frau und Kinder hatten. Ich war und bin halt immer Fan, lese immer noch XXL, checke immer noch die Blogs. Und wenn eine Passion für eine Sache die Pubertät überlebt, dann ist es wie Fussball im Veteranenteam – man ist zwar älter, aber man spielt einfach immer noch. Falls ich mal keine Musik mehr mache, heisst das nicht, dass sie mich nicht mehr interessiert.
Und zum Schluss noch ein
bisschen „90er entweder/oder“...
Tetris oder Super Mario? Das ist
ja wohl klar, oder? Nur Prinzessinnen sind für Bosse.
Helly Hansen oder Lederjacke? Lederjacke all day. Der ganze Hip Hop Kleider Shit war nie so meins, ganz ehrlich. Ich hatte nie Helly Hansen. Ich hatte nie Maurice Malone. Ich hatte nie Pelle Pelle. Nie Uzzy. Fuck, ich hatte nicht mal Karl Kani. Ich glaube, ich hab auch nie ein oversize white tee getragen. Gruss an CBN, hahahaha!
Helly Hansen oder Lederjacke? Lederjacke all day. Der ganze Hip Hop Kleider Shit war nie so meins, ganz ehrlich. Ich hatte nie Helly Hansen. Ich hatte nie Maurice Malone. Ich hatte nie Pelle Pelle. Nie Uzzy. Fuck, ich hatte nicht mal Karl Kani. Ich glaube, ich hab auch nie ein oversize white tee getragen. Gruss an CBN, hahahaha!
The Chronic oder Illmatic? Ganz hart. Illmatic. Einfach weil eine vermittelnde Antwort langweilig ist. Ich hab grundsätzlich früher viel mehr West Coast Sachen gehört. Aber Illmatic ist Illmatic. War – ohne Witz jetzt – 2014, beim 20-Jahre-Jubiläum, eines der 3 meistgehörten Alben auf meinem iPhone.
Boyz N The Hood oder Menace II Society? Friday.
Michael Jordan oder Shaquille O’Neal? Lewandowski und Ibrahimovic.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen