Die Jungs von „Zuger Shuger“ veröffentlichen aktuell ihr neues Album "6300“.
Ich habe mich dazu mit Tomahawk unterhalten.
Tom: Hattet ihr für das Album eine bestimmte Vision im Kopf? Falls ja, kannst du
uns diese kurz erläutern?
Hawk: Das einzige was wir wussten als wir begonnen haben am Album zu
arbeiten war, es musste besser werden als alles andere was wir je zusammen
gemacht haben. Klar, wir hatten soundmässig so unsere Vorstellung wie es klingen sollte und wer wir dafür für die Beats anfragen werden aber ein grosses Konzept hatten wir
nicht. Es änderte sich auch immer wieder etwas im Entstehungsprozess. Ideen
wurden zusammengetragen, Tracks aufgenommen, dann wieder verworfen, neue Tracks
entstanden, Strophen wurden nochmals neu geschrieben und so weiter. Angefangen
haben wir ca. vor drei Jahren. Da ich selbst mit Cut-EFX noch an einem Projekt
arbeitete und wir uns auch sonst nur einmal pro Woche an einem Abend trafen,
kam die Sache zuerst nicht so richtig voran. Erst als wir beschlossen uns
gemeinsam einige Tage in ein Haus in den Walliser Bergen zu verschanzen um
Musik zu machen, entstand die nötige "Gruppendynamik"
die wir brauchten um das Ganze ins Rollen zu bringen. Ab da
hatten wir wieder diesen Zuger Shuger Spirit, der zuvor etwas auseinander
gefallen war, da jeder an seinen eigenen Projekten schraubte. Intern haben wir
auch das Releasedatum mehrmals verschoben, einfach aus diesem Grund, da das
Album noch nicht das Level hatte, das wir uns wünschten. Nun, jetzt ist es draussen und wir
sind mehr als zu frieden. Zuger Shuger in Bestform! Wie man an unserem Namen und auch dem Albumtitel entnehmen kann,
representieren wir unseren Kanton. Hier sind unsere Wurzeln. Hier leben wir.
Von hier aus gehen wir raus in die Welt. Im Ganzen ist das Album jedoch sehr abwechslungsreich. Von Boom Bap zu Bangern, von tiefgründigen, melancholischen Stücke bis zu aufheiternden Tracks bei denen auch geschmunzelt werden darf ist
alles dabei. Wir haben uns sogar an einen etwas trappigeren Track gewagt :-)
Tom: Welche Aspekte sind dir generell wichtig wenn du Texte
schreibst?
Hawk: Für mich ist es wichtig eine Botschaft rauszutragen. Etwas bei den
Hörern zu bewirken. Vielleicht auch ein Zahnrad
anzukicken, damit etwas im Inneren in Bewegung kommt. Ich möchte die Leute auch einladen eine
Entdeckungsreise zu machen, in Bereiche, die im eigenen Sein noch unerforscht
sind. Grundsätzlich wiederspiegeln meine Texte meinen Wachstum als Mensch. So
wie ich mich als Rapper präsentiere, so bin ich als Person. Beim Zuger Shuger - Projekt bin
ich da natürlich etwas eingeschränkter. Heisst, auf Soloprojekten gehe ich noch tiefer in
bestimmten Thematiken als in der Combo. Dies ist aber ganz normal und auch gut
so. Bei Zuger Shuger haben wir drei top MC’s und einen sehr guten Dj. Jeder hat seinen
eigenen Style und seine eigene Geschichte. Dies macht das Ganze auch so
abwechslungsreich. Trotzdem haben wir einen Grundvibe, der erkennen lässt, ahhh genau…das ist Zuger Shuger. Ich denke jeder Hörer hat seinen eigenen «Lieblingsrapper» in der Crew. Die Thematiken entstanden grösstenteils durch die Inspirationen der Beats.
Der Beat gab also eine Stimmung vor und jemand hat dann dazu ein Thema
vorgeschlagen. Was in einem Album manchmal gar nicht so einfach ist. Man möchte ja nicht immer über das gleiche rappen. Wir hatten auch
Tracks, die vom Inhalt her zu ähnlich waren, da haben wir uns für den entschieden, der besser ins gesamte
Album passt.
Tom: Ihr habt prominente Gäste wie Fratelli B, Weibello oder auch Skilluminati auf dem
Album. Wie ist diese Auswahl zustande gekommen?
Hawk: Dies sind alles Leute, die in unserem Umfeld mitspielen und mit
denen wir uns gut verstehen. Die Hip- Hop Kultur, oder Musik allgemein,
verbindet und vernetzt. Mit Steven Egal und Freeze von Skilluminati habe ich
meine ersten Rap - Geschichten auf die Beine gestellt. Fratelli-B, Weibello und
wir halten die Zuger Hip Hop - Fahne hoch. Da ist es natürlich eine gute Sache wenn wir gemeinsam auf
einem Track sind in dem wir das Zuger Nachtleben unsicher machen. Man respektiert
und unterstützt einander. Dies ist sehr wichtig in unserer Kultur, um auch
ausserhalb des eigenen Kantons gehört zu werden. Wir kennen uns alle schon über viele Jahre und feiern jeweils die Musik
des anderen. Dies ist auch ein Grund für die Auswahl unserer Featuregäste auf dem Album.
Frisk, Freddy K, Freshe und Tomahawk
Tom: Du rappst seit vielen Jahren solo und warst in den frühen Nuller-Jahren auch Teil der 3-Sächser – Crew. Weiter bietest du auch Hip Hop -
Workshops an. Wie hat sich Mundart-Rap aus deiner Sicht im Laufe der Zeit entwickelt?
Hawk: Alles ist gewachsen. Als ich anfing, gab es wenige, heute gibt
es viele. Mundart-Rap ist massentauglich.
Einen Überblick über die ganze Szene habe ich da schon lange nicht mehr. Früher hatte ich das Verlangen jedes Release von
CH-Rap Künstlern reinzuziehen, heute ist das nicht mehr möglich. Was ja auch sehr cool ist. DieSchweizer Rap - Pioniere haben die Samen gesetzt, wir haben noch etwas Wasser
beigegeben und das Ganze hat sich ausgebreitet. Für die Kids ist es heute normal, dass es
Hip-Hop im eigenen Land in der eigenen Muttersprache gibt. Dies war nicht immer
so. Auch die verschiedenen Facetten des Hip-Hops werden ausgelebt. Das mir
nicht alles gefällt ist logisch, das es qualitative Unterschiede gibt auch. Aber
im Grunde muss ich sagen, dass jeder der rappen möchte dies auch tun sollte. Es war und ist für mich auch eine Ausdrucksform, zum Teil eine
Art Ventil. Man kann zu einem Sprachrohr werden das etwas bewirken kann. Rappen
gibt Selbstvertrauen. Man setzt sich mit sich selbst und der Welt auseinander.
Man hat Spass. Man lernt Freunde fürs Leben kennen. In meinen Workshops merke ich auch immer
wieder, wie gut die Hip Hop - Elemente eingesetzt werden können um die Kreativität zu fördern und wie Hip Hop den Kids einen Weg zeigen kann, aus sich
rauszukommen. Dies ist sehr spannend anzuschauen. Allgemein höre ich mir jedoch nicht so viel Schweizer Hip Hop an. Ich kann
enifach mit vielen Themen über die gerappt werden nichts mehr anfangen. Dies ist jedoch
nicht nur im Schweizer Hip Hop so. Mittlerweile bin ich 36 Jahre und es ist
logisch, dass bei mir andere Themen im Leben greifen als bei einem 22 - Jährigen. Jedoch verfolge ich gerne Künstler die sich entwickeln. Auch textlich.
Wenn jemand nach 20 Jahren immer noch das selbe spittet wie vor 20 Jahren….ja dann hat er sich wohl etwas im Kreis
gedreht.
Tom: Welches sind deine 3 Lieblingstrack im CH-Rap ever?
Dj Dimos - Universum feat. Shape, Poet, Tafs
Der Track haut mich geradewegs wieder zurück in die Zeit als er entstanden ist.
Dynamic Duo - Vollkontakt
…de Shit isch ziitlos!
Sektion Kuchikäschtli - I Han
Ehrlicher Rap. Emotionaler Beat. Geile Hook.