Samstag, 28. Februar 2015

Gainsbourg auf der Ueberholspur


Anfang der Neunzigerjahre. HipHop-Jam mit Sens Unik und P-27 in der Schüür zu Luzern. Mein erstes Hiphop-Jam (sprich heutzutage: Party). RUN DMC, Beastie Boys und LL Cool J und Herbie Hancock waren die stilbildenden Taktgeber. Das Musikfernsehen blühte auf. Graffiti war ebenfalls ein grosses Thema. Das Magazin 14k, der Stufenbau in Bern und der Coupole aka „Chessu“ in Biel ebenso. Es gab Rivalitäten unter den verschiedenen Städten in der Schweiz, aber trotzdem war der Community-Gedanke sehr ausgeprägt. Man kannte und respektierte sich. Rapper, DJ’s, Beatboxer, Sprayer waren vereint durch den Grundgedanken HipHop.

Sens Unik veröffentlichten damals mit „Le VIème Sens“ gerade ihre erste EP. MC Carlos war das Aushängeschild und „To The Moon, please„ war der Höhepunkt von ihrem damaligen Auftritt in Luzern. 4 goldene Schallplatten und ein paar Neben – und Hauptrollen als Schauspieler später ist nun sein neues Solo-Ablum „Reflections“ erschienen. Das „MC“ ist weggefallen und wenn man die Musik hört, ist auch klar wieso. Er nennt sich nun schlicht und einfach „Leal“. Gradlinig. Fertig. Einfach der Nachname. 

Wie tönen denn nun die Songs? Ja, es gibt mit der ersten Single „Disco Ball“ oder auch mit „Don't You Come Along“ tatsächlich Songs, im engeren Sinne, auf dem Album. Herunter-gedimmte Disco-Musik oder auch Lounge-Musik. Chanson trifft auf TripHop. Gesungen oder vielfach gesprochen sind die lyrischen Inhalte. Alles sehr bedeutungsschwanger und, ja, mit Tiefgang. Serge Gainsbourg hat den HipHop überholt. Musikalisch gesehen gibt es viel Fläche und sphärische Elemente. Eher ein Film-Soundtrack als ein herkömmliches Künstler-Album. Kein Zufall: Produzent Mark Tschanz ist seit 1994 in der Filmmusik-Szene aktiv. Er ist ein Meister für solche Sound-Teppiche.

Die Charts sind kein Thema. Rap ist kein Thema. Fazit: Eine sehr mutige Platte, von einem Mann, der sich erarbeitet hat, das zu tun bzw. zu veröffentlichen, was er will. Bei der Masse, so wie gegen Ende mit Sens Unik,  wird damit er nicht landen. Das war auch gar nie sein Ziel. Andere Schublade, hier. Sich selber zu verwirklichen ohne dabei Kompromisse einzugehen war viel wichtiger. Das zu machen was jeder Künstler will, aber eben nicht jeder kann: Eigenständig zu sein ohne jemandem gefallen zu müssen.

Parallel zur Albumveröffentlichung startet auf SRF die Krimi-Serie „The Team“ mit ihm in einer Hauptrolle. Er heisst dort Jean Louis kommt aus Belgien und, ja, besucht Frauen. Es ist derzeit viel los im Camp Leal. Ein Auftritt in der Schüür ist nicht geplant, imfall.

Donnerstag, 26. Februar 2015

Schlagzeugerdrama

Whiplash bedeutet in etwa Schleudertrauma. Durchgeschleudert wird der Jungspund Andrew (Miles Teller). Er will der beste Jazz-Drummer der Welt werden. An einem renommierten Musik-Konservatorium trifft er auf den gnadenlosen Schleifer Terrence Fletcher. Einer der über Leichen geht. Hart, forderend und repetiv. Dieser wird gespielt von J.K. Simmons, der dafür gerade einen Oscar für die beste Nebenrolle abholen konnte. Andrew gibt Leben und Liebe für den Traum auf.  Kämpft wie ein Boxer für sein Ziel. Unzählige Fluchwörter und Ausraster später stehen sich die beiden im musikalischen „High Noon“ gegenüber. Whiplash ist ein packendes Drama mit einem ungeschminkten Blick auf die Realitäten des Musikerdaseins. Schön, das der Film im Genre „Jazz“ gehalten wird und nicht auf Pop abklatscht. Schön auch, dass die flankierende Liebesromanze nicht unnötig ausgedehnt wird. Beides wäre kommerziell gesehen, vermutlich noch erfolgsversprechender gewesen. Daumen hoch.

Dienstag, 24. Februar 2015

Nachtclub Nummer Eins

Das Studio 54 in New York setzte Massstäbe. Ein Symbol für die wilden Siebziger. Disco-Hymnen, Drogenkonsum und Sex. Die High Society amüsierte sich zusammen mit der Coiffeuse und dem Hot Dog-Verkäufer von der Ecke. Jeder war ein Star im Club. Arm, reich, schwul oder hetero? Egal war’s. Hautpsächlich musste man eines sein: Originell. Dann ging es am strengen Türsteher vorbei. Dieser sorgte mit „Le Freak“ von Chic gar noch für einen Welt-Hit. Eine Tanzfläche für 500 Personen und das damals beste Soundsystem. Eine Etage höher war der berüchtigte „Rubber Room“. Mit Gummiwänden, die man abwaschen konnte. Der Fotograf Tod Papageorge ist ein Zeuge von damals und präsentiert hier einige Eindrücke in Audio-Buch Form. Grosse Zeitgeschichte.

Samstag, 21. Februar 2015

Kann es sein, dass...

- Lumbersexualität die Fortführung des Hipstertums ist?
- im Büro nun alle Raucher an diesen E-Zigaretten ziehen?
- die niedrigen Preise von Textildiscountern offensichtlich immer mit schlechten Arbeitsbedingungen in den Herstellerländern assoziiert werden?
- der Maler Hans Erni bereits 106 Jahre alt ist?
- Globi, der einst als Werbegag von Globus entstanden ist, seiner Rolle längst entwachsen ist und als Buchheld 80 Jahre alt wird?
- die Credit Suisse finanziell an Spotify beteiligt ist?
Rihannon Giddens der nächste US-Superstar wird?
- ein möglicher iCar von Apple ein Vermächtnis von Steve Jobs ist?
- der Indie Pop-Held Father John Misty die besten Sprüche auf Twitter hat?
- du mit der App "Skate Lines" so skaten kannst, wie du früher immer wolltest?


Freitag, 20. Februar 2015

Eine Eisenbahnfahrt im Zeitraffer

Sehr guter Kurzfilm im Gebirge mit tollen Lichteffekten und Schnitten. So geht das, Maloney.

RB Buch


Baut der Getränke-Hersteller Red Bull sein Imperium weiter aus? Der umtriebige Dieter Mateschitz will im Medienbereich offensichtlich weiter wachsen. Bis dato gab es beim Red Bull Media House vorallem Zeitschriften und TV-Produktionen. Als nächster Schritt wird unter dem Namen Benevento Publishing ein Verlag entstehen, der Sachbücher und Belletristik  vertreiben soll. Dafür wurde mit Birgit Schmitz eine Fachperson engagiert. Die 43-jährige hatte vorher unter anderem die verlegerische Leitung beim Berlin Verlag inne. Sie hat gute Kenntnisse der anglo-amerikanischen Szene und kann als eine Art Jürgen Klinsmann des Buchgeschäfts betitelt werden.

Fussballfans können sich etwas darunter vorstellen, wenn Red Bull ein Projekt in Angriff nimmt.
Für RB Leipzig (RB steht hier übrigens für RasenBallsport) steht ein Businessplan der vorsieht, dass sich der Verein bis 2017 in der ersten Bundesliga etabliert hat. Los ging es in der Oberliga Nordost über die Regionalliga in die Bundesliga. Derzeit dümpeln sie zwar noch etwas in der zweiten Bundesliga rum (ein neuer Trainer musste nun her) haben aber bereits einiges geleistet. Philosophie ist es, ähnlich wie bei Red Bull Salzburg, mit jungen Spielern bis 25 Jahren zu gehen. Mit Nachhaltigkeit Spieler entwickeln. Dafür wurde für rund 35 Millionen Euro eine Nachwuchs-Academy aufgebaut. 92000 Quadratmeter und viele vollamtliche Trainer und Betreuer. Das toppt locker die Verhältnisse einiger Bundesliga-Topclubs. Was auch dazugehört: Regelmässige Anfeindungen bei Auswärts-Spielen. Nüchtern betrachtet würde wohl ein Wolfsburg (VW) oder ein Leverkusen (Bayer) ohne Unterstützung ihrer Konzerne auch nicht derart erfolgreichen Fussball praktizieren können, wie sie es derzeit eben tun. Der Fussball wurde hier zur Bühne für das Produkt Red Bull. Verleiht Red Bull nun auch den Büchern Flügel?

Twin Peaks trifft auf Bruce Springsteen


In Montreal geboren und nun in New York zuhause ist der Singer-Songwriter Jesse Marchant. Früher unter dem Pseudonym „JBM“ unterwegs war er bereits mehrfach auf Tour mit Rogue Wave oder Sondre Lerche. Im hier vorliegenden Stück Musik namens „Adrift“ gibt’s haufenweise Hypnose und Melancholie. Optisch hervorragend umgesetzt im Stile eines Roadmovies. Tolles Gesamtpaket. Mit dem Resultat von erstaunlich wenigen Klicks bei Youtube. Musikbusiness, du harter Hund.