Anfang der
Neunzigerjahre. HipHop-Jam mit Sens Unik und P-27 in der Schüür zu Luzern. Mein
erstes Hiphop-Jam (sprich heutzutage: Party). RUN DMC, Beastie Boys und LL Cool
J und Herbie Hancock waren die stilbildenden Taktgeber. Das Musikfernsehen
blühte auf. Graffiti war ebenfalls ein grosses Thema. Das Magazin 14k, der
Stufenbau in Bern und der Coupole aka „Chessu“ in Biel ebenso. Es gab
Rivalitäten unter den verschiedenen Städten in der Schweiz, aber trotzdem war
der Community-Gedanke sehr ausgeprägt. Man kannte und respektierte sich. Rapper,
DJ’s, Beatboxer, Sprayer waren vereint durch den Grundgedanken HipHop.
Sens Unik veröffentlichten
damals mit „Le VIème Sens“ gerade ihre erste EP. MC Carlos war das
Aushängeschild und „To The Moon, please„ war der Höhepunkt von ihrem damaligen
Auftritt in Luzern. 4 goldene Schallplatten und ein paar Neben – und
Hauptrollen als Schauspieler später ist nun sein neues Solo-Ablum „Reflections“
erschienen. Das „MC“ ist weggefallen und wenn man die Musik hört, ist auch klar
wieso. Er nennt sich nun schlicht und einfach „Leal“. Gradlinig. Fertig. Einfach
der Nachname.
Wie tönen
denn nun die Songs? Ja, es gibt mit der ersten Single „Disco Ball“ oder auch mit
„Don't You Come Along“ tatsächlich Songs, im engeren Sinne, auf dem Album. Herunter-gedimmte
Disco-Musik oder auch Lounge-Musik. Chanson trifft auf TripHop. Gesungen oder vielfach
gesprochen sind die lyrischen Inhalte. Alles sehr bedeutungsschwanger und, ja,
mit Tiefgang. Serge Gainsbourg hat den HipHop überholt. Musikalisch gesehen gibt es viel
Fläche und sphärische Elemente. Eher ein Film-Soundtrack als ein herkömmliches
Künstler-Album. Kein Zufall: Produzent Mark Tschanz ist seit 1994 in der
Filmmusik-Szene aktiv. Er ist ein Meister für solche Sound-Teppiche.
Die Charts
sind kein Thema. Rap ist kein Thema. Fazit: Eine sehr mutige Platte, von einem
Mann, der sich erarbeitet hat, das zu tun bzw. zu veröffentlichen, was er will.
Bei der Masse, so wie gegen Ende mit Sens Unik, wird damit er nicht landen. Das war auch gar
nie sein Ziel. Andere Schublade, hier. Sich selber zu verwirklichen ohne dabei
Kompromisse einzugehen war viel wichtiger. Das zu machen was jeder Künstler
will, aber eben nicht jeder kann: Eigenständig zu sein ohne jemandem gefallen zu
müssen.
Parallel zur
Albumveröffentlichung startet auf SRF die Krimi-Serie „The Team“ mit ihm in
einer Hauptrolle. Er heisst dort Jean Louis kommt aus Belgien und, ja, besucht
Frauen. Es ist derzeit viel los im Camp Leal. Ein Auftritt in der Schüür ist
nicht geplant, imfall.