Mittwoch, 27. April 2016

Rezension: Beyoncé - Lemonade


Die Limo ist da. Und sie ist bittersüss geworden. Wir erinnern uns: Beyoncé war zu ihren Anfängen, sei es bei Destiny's Child oder auch anfänglich als Solo-Künstlerin, ein talentiertes R'n'B/Pop-Sternchen. Getrieben und umsorgt von ihrem Vater Matthew Knowles. Auf die Musik bezogen war das süsse Limo, die im Club immer hervorragend funktioniert hat. Tracks wie "Independent Woman", "Lose My Breath" oder später dann "Crazy In Love". Soweit, so erfolgreich. Nun hat aber auf menschlicher und musikalischer Seite eine Weiterentwicklung stattgefunden. Beyoncé ist subversiver und persönlicher geworden. Mehr Message, weniger Zucker.

My daddy Alabama, Momma Louisiana / You mix that negro with that Creole make a Texas bama
 
"Hold Up" kommt mit einem lockeren Bongo-Beat, der gegen Ende mit einem Trap/Rap-Part abschliesst. Damit wären wir dann auch fast bereits durch mit dem süssen Teil. Ist nach "Formation" (der radikalste Song auf dem Album) auch die Radio-Single. Aber sehr stimmig und zu jeder Zeit souverän. Dann wird die Schraube angezogen. Es wird geschossen gegen Rassismus, Polizei-Gewalt und Frauenfeindlichkeit sowie auch Ehe-Probleme werden thematisiert. Anklagend und wuchtig. Zum Album stossen dann einige interessante Feature-Gäste. Jack White kommt gewohnt schroff in "Don't Hurt Yourself" und Miss Carter-Knowles habe ich noch selten so wütend gehört.

Who the fuck do you think I am? / You ain't married to no average bitch boy / You can watch my fat ass twist boy / As I bounce to the next dick boy / And keep your money, I got my own

Da ist oder war Feuer im Dach. Gute Vermarktung inklusive, natürlich. Grossartig ist dann die Nummer mit Kendrick Lamar. Hit, Hit, Hit. Sperrig, aber riesig. Produziert übrigens von Just Blaze, der raushaut wie zu seinen besten Zeiten. Alles aus. Ihr 6. Studio-Album versteht sich auch als Konzept. Es will als Visual-Werk anerkennt werden und kommt passend mit einem einstündigen HBO-Film daher. Erst so wird es zu einem vollständigen Kunstwerk. Wer sich die volle Packung gibt, sieht eine abendfüllende Story. Von der Piano-Ballade über wilde, von Hip Hop-beeinflusste, R'n'B-Tracks bis hin zu Gospel und Country-Soul gibt es die ganze Bandbreite an Blackmusic inklusive sozialer Geschichte. Wir sehen uns im Letzigrund.

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