Montag, 29. Juni 2015

Wieviel Besitz macht uns glücklich?

Wir alle besitzen unheimlich viele Dinge. Wer öfters mal umzieht, weiss Bescheid. Ausmisten und sich trennen von Gegenständen ist für viele ein emotionales Thema. Kann Besitz zur Last werden oder welche Bedeutung hat er für uns? Halten wir nur aus Angst an Dingen fest, weil wir glauben wir könnten Sie noch gebrauchen?

Gegen Ende des letzten Jahrhunderts war klar: Du bist, was du hast. Statussymbole festigten damals die Identität. Die Industrie profitierte davon. Jeder Mensch hat seine Kostbarkeiten und sammelt im Laufe des Lebens verschiedene Dinge zusammen. Grundsätzlich gibt es dazu nichts einzuwenden. Wichtig dabei ist, dass der Mensch erkennt, was ihm wirklich wichtig ist. Brauchen wir heutzutage wirklich mehr als Familie, Gesundheit, ein Dach über dem Kopf, Basic-Kleidung, Smartphone und Laptop? Individueller Besitz und Konsum ist ein zentrales Merkmal unserer Wohlstands-Gesellschaft.

Der Wind könnte drehen. Heutzutage muss man nicht mehr alles kaufen. Ein Beispiel: Musik. Zukünftig werden wir Musik streamen. Wir können sie uns jederzeit anhören. Darum muss ich sie gar nicht mehr besitzen. Werden wir zu einer Gesellschaft die auch im grossen Stil tauscht und leiht? Dafür ist das Internet ein hervorragendes Instrument. Wann wollen wir nur über etwas verfügen und wann wollen wir es wirklich besitzen? Aber Moment: Wer nichts besitzt, kann ja gar nichts teilen oder ausleihen. Konsumfreudigkeit steht hier also doch auch am Anfang. Dinge, die einem wichtig sind, müssen heute jedoch nicht mehr zwingend einen hohen monetären Wert haben. Viel wichtiger ist die emotionale Verbindung, die man dazu hat. Es geht um Erinnerungen oder auch Erfahrungen. Die Wirtschaft des Teilens wird von vielen als Hoffnungsträgerin für eine nachhaltige Entwicklung angesehen. Was zählt ist das Erlebnis, nicht der Besitz. Bei Musik, Autos, Räumen, Geräten oder Kleidungsstücken. Das hat klare ökologische Vorteile: Weniger neues muss nachproduziert werden. Eine eigene Bohrmaschine kaufen und dann im Jahr gefühlte 9 Minuten lang nutzen? Lieber ausleihen. Weiterer Vorteil: Es spart Platz. Stau- und Wohnraum ist sehr kostbar geworden. Mit Sicherheit werden noch einige Sharing-Plattformen das Licht der Welt erblicken. Die wortwitzige Coco Chanel sagte einst: "Ich kaufe gern, doch das Schlimmste daran ist, dass man das Gekaufte dann besitzt".

Und zum Schluss noch dies: Im vierten Geschäftsquartal (bis Ende Mai) stieg der Netto-Gewinn von Nike im Jahresvergleich um 24 Prozent auf 865 Millionen Dollar. Ausnahmen bestätigen offenbar die Regel bzw. den Trend.

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