Der 16 Jahre alte Rapper Nemo ist
das grosse Nachwuchstalent in der Schweizer Rapszene. Zuletzt bewies
er dies mit einer grandiosen Performance beim Bounce Cypher 2016. Zeit für ein
Gespräch.
Tom: Die
Schweizer Rap-Szene hat in dir ein junges und grosses Talente gefunden. Quasi
einen Rohdiamant. Wie wertest du dies selber und wie gehst du damit um?
Nemo:
Das ist eine sehr gute Frage. Ich merke natürlich, dass Reaktionen da sind. Die Leute
reagieren auf mein Output und ich spüre sehr, dass ich wahrgenommen werde. Das
ist schön. In den letzten
Tagen, gerade nach dem Bounce Cypher, hat sich dies auch noch verstärkt. Der Cypher hat in gewisser Weise
einen Überraschungs-Effekt ausgelöst und jetzt besteht plötzlich mehr Interesse
an meiner Musik. Das Ganze kommt einem etwas surreal vor.
Natürlich verspürt man durch dieses Interesse jetzt auch einen gewissen Druck.
Der gehört aber natürlich dazu.
Tom: Was sind
deine nächste Ziele?
Nemo:
Ich möchte eine EP rausbringen, die meinen eigenen
Style widerspiegelt und im besten Fall ein paar Leute dazu zu bringen, sich
diese auch herunterzuladen. Wenn ich dann noch ein paar
Liveshows spielen könnte, wäre mein Ziel eigentlich schon erfüllt.
Tom: Deine
Karriere entwickelt sich aktuell rasant nach oben. Hast du manchmal das Gefühl
das alles zu schnell geht?
Nemo:
Ich habe mir diesen Gedanken aktuell auch gemacht. Es ist schon alles plötzlich
relativ schnell gegangen. Die
Erwartungshaltung der Leute ist nun halt die Konsequenz davon. Es hat aber
natürlich vorwiegend sehr viele positive Effekte. Ich freue mich riesig darüber,
dass so viele Menschen auf mich aufmerksam geworden sind.
Tom: Kommen wir
zur Musik. Wenn ich dich als MC analysiere stelle ich fest, dass du einen
krassen Flow hast und auch das Tempo gut varieren kannst. Zudem hast du ein
unfassbar gutes Takt – und Rhythmusgefühl hast. Wo siehst du selber als deine
Stärken?
Nemo:
Vielen Dank! Ich setze mich aber meistens nicht an ein Lied und denke: „Das ist
meine Stärke und die muss ich im Song zum Vorschein kommen lassen“. Ich mache
einfach das, worauf ich gerade Lust habe. Vielleicht habe ich darum gar keine
Eigenschaft, bei der ich sagen kann, dass sie meine stärkste ist. Was mir aber
im Moment am meisten Spass macht, ist Gesang mit Rap zu verbinden.
Tom: Das möchte
ich gerne vertiefen. An der Bounce Cypher hast du die Zeile „I bine Sing-Sang
Rapper, aber wenn de Pablo rüeft, de bring i Bretter“ gedroppt. Du bewegst dich
an der Schnittstelle von Rap und Pop. Was ist reizt dich da am meisten?
Nemo:
Ich habe in letzter Zeit gemerkt, dass mir singen eigentlich genau so viel
Spass macht, wie rappen. Hip Hop alleine ist cool. Aber im Moment finde ich die
Kombination aus Rhythmen und Melodien viel spannender. Ich schreibe quasi einen
Rap-Rhythmus auf einen Beat und versuche dann eine Melodie reinzubringen. Das
hört man in vielen Songs bei mir. Ich kann ich nicht mehr sagen jetzt rappe ich
einen Part und jetzt singe ich eine Hook. Es entsteht einfach aus einem Gefühl
heraus.
Tom: Produzierst
du auch deine Beats selber?
Nemo:
Ich mache meistens die Skizzen selber, vor allem jetzt für die kommende EP.
Danach hole ich mir Feedback rein und produziere die Beats allenfalls auch mit anderen Produzenten aus.
Tom: Welche Aspekte sind dir generell wichtig wenn du Texte schreibst?
Tom: Welche Aspekte sind dir generell wichtig wenn du Texte schreibst?
Nemo:
Am liebsten habe ich es, wenn ein Song ohne unbedingt etwas sagen zu wollen,
etwas sagt. Das klingt
vielleicht im ersten Moment etwas paradox und ist auch schwierig zu
erklären. Ich finde einfach sobald ein Textinhalt aufgezwungen scheint, kommt
es nicht mehr authentisch rüber. Ich hatte weder
ein Leben im Ghetto, noch einen schlimmen Schicksalsschlag. Deshalb rappe ich
auch nicht über solche Dinge. Was ich kann, ist aus meinen persönlichen Erfahrungen Lieder zu machen. Die Sicht eines
16-jährigen, kann auch etwas spezielles sein.
Tom: Du bist wie erwähnt 16
Jahre alt. Denkst du, dass du deinen Stil bereits gefunden hast?
Nemo:
Ich denke schon, dass ich diesen Stil mit Rap und Gesang in den nächsten Jahren
verfolgen werde. Aber Genre-Mässig kann sich noch viel verändern. Es könnte
aber auch irgendwann mal Richtung Jazz, Funk oder sogar Pop gehen. Ich weiss es nicht.
Tom: Welche
Musik hörst du aktuell selber?
Nemo:
Ich höre eigentlich jeden Tag etwas anderes. Gerne mal Ami-Rap wie Childish
Gambino, Kendrick Lamar, A$AP Rocky, J. Cole und Logic, Aber auch sehr gerne
Jazz. Mega geil finde ich, wenn man Hip Hop und Jazz fusioniert.
Tom: So wie bei
Thundercat oder Kamasi Washington?
Nemo:
Genau. Oder auch „Baby Blue“ von Action Bronson. Das ist so ein bisschen Pop,
Jazz und Rap. Eine perfekte Mischung, finde ich.
Tom: Von wo
stammt dein Interesse für Jazz?
Nemo:
Gute Frage. Wir sind früher mit der Familie oft an Jazz-Konzerte gegangen. Ich
habe auch 5 Jahre Opern und Musicals gesungen. Darum ist wohl diese
Vielseitigkeit bei mir entstanden. Auch Funk habe ich sehr gerne, manchmal
sogar lieber als Jazz. Wenn es richtig groovt, dann ist es einfach das geilste.
Da könnte ich gleich darauf rappen. Klassik mag ich nicht mehr so gerne, obwohl
ich dies auch lange gemacht gehört habe. Mozart ist zwar fresh, aber Jazz und
Funk gefallen mir aktuell viel besser.
Foto: Simon
Marti
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