Okan
Yemisci alias Johnny Roxx und Slice ist seit vielen Jahren als DJ und
Musik-Produzent tätig. Im Interview spricht er über DJ-Battles, die
Dancehall-Szene und Diesel-Autos von BMW.
Wortmaler: Du bist
seit 16 Jahren als Club-DJ unterwegs. Was macht für dich die Faszination
„DJing“ aus?
Johnny Roxx: Die
Möglichkeit, die Leute vor Ort begeistern zu können. Das ist für mich die
Faszination. Die Stimmung und die Energie aufzubauen, die du dann auch in der
Luft spürst. Und wenn am morgen früh um 4 Uhr die Leute mit einem Lächeln den
Club verlassen, ist dies das schönste.
Wortmaler: Welcher
Moment hat dich am meisten geprägt?
Johnny Roxx: Das war
wohl 2004 wo ich im damaligen ABC in Luzern den Club DJ Battle gewinnen konnte.
War zwar eine kleine Geschichte, aber es war trotzdem eine Art Bestätigung und
ich konnte meinen Platz markieren. Da war auch die Zeit, wo das DJing noch
anders gewesen ist. Alles war real, auch die damaligen Releases und alles hat
einfach Spass gemacht. Am Battle habe ich auch direkt viele Feedbacks bekommen.
Heutzutage ist dies ja etwas schwieriger, du legst einfach an einer Ecke im
Club auf. 80% haben gar keine Ahnung, ob überhaupt jemand richtig auflegt.
Damals war’s auf jeden Fall eine tolle Zeit. Ich spürte die Connection zum
Publikum und es kam viel zurück. Aktuell kommt auch viel zurück aber eher
bezüglich meinen Produktionen.
Wortmaler: Du spielst
HipHop und elektronische Musik und kannst dabei vom Szene-Club über das
Hallenstadion bis hin zur Streetparade-Bühne alles abdecken. Woher stammt diese
Vielseitigkeit?
Johnny Roxx: Die habe
ich einfach. Mir gefällt da einfach alles. Ich bin musikalisch sehr offen. Bin
überhaupt nicht Hit-bezogen, weise aber die Charts auch nicht zurück. Alles was
ich spiele gefällt mir. Es gibt nur sehr wenig Kompromisse, vielleicht gefällt
mir ein Track mal nur halbwegs, aber ich spiele es dann trotzdem. Aufgrund meiner
Offenheit erstelle ich eine Playlist und diese kann dann halt mal auch eine
Stunde für die Streetparade sein. Oder eine Stunde für einen kleinen Club.
Danke an meine Mutter, dass dies so ist. Ich habe nie eine Barriere gemacht. Ganz
am Anfang vielleicht noch, als wir noch die breiten Hosen montiert hatten. Da
gab es einfach nur HipHop. House war kein Thema. Du wirst aber älter und es
geht mehr um Qualität. Geht auch unter globaler Trend, wo sich alles ja etwas
vermischt.
Wortmaler: Du
produziert auch selber. Ist dies heutzutage als DJ unerlässlich, wenn man Erfolg
haben will?
Johnny Roxx: Bis vor 2
Jahren hätte ich da zugestimmt. Aber mit dem Red Bull Thre3style, das in
gewissem Sinne, den ganzen Hype à la früherem „DMC“ und „ITF“ adaptiert, sehe
ich dies nun etwas anders. Ich finde das sehr positiv. Das Ganze könnte recht
gross werden. Noch ist es nicht soweit. Aber mit den internationalen
Competitions und den Social Medias kann eine solche Blase viel schneller wachsen
als früher. Wenn du nun wirklich DJ-Skills hast, kannst du da recht viel Erfolg
haben. Aber auch nur bis zu einem gewissen Mass. Richtig erfolgreich ist für
mich Calvin Harris, im Moment. Oder auch
David Guetta vor 4 Jahren. Das ist richtiger Erfolg, als DJ. Egal ob House oder
was auch immer. Um dieses Level zu erreichen, musst du dann schon Tracks
rauskicken. Ob du diese dann selber produzierst, spielt ja dann keine Rolle
mehr. Du erreichst ja dann die Masse sowieso. Nur als DJ kannst du heutzutage
aber wie gesagt trotzdem einen erfolgreichen Weg einschlagen.
Wortmaler: Deine Musik
wird in England oder Jamaika am Radio gespielt. Ist der Standort Schweiz mit
seinen Gegebenheiten wie zum Beispiel Grösse oder auch Radio-Kultur eher ein
Nachteil für einen Künstler wie dich? Wäre es anderswo einfacher um international
durchstarten zu können?
Johnny Roxx: Das denke
ich nicht. Die Radio-Stationen hier unterstützen die international angesagte
Musik eher weniger. Die Sender selber haben Mühe, die Anzahl Hörer schrumpft.
Selbst wenn meine Songs hier laufen würden, könnten die mein Zielpublikum gar
nicht richtig abholen. Meine Leute sind da eher im Internet unterwegs. Und dort
habe ich auch Zugang zu Ihnen. Aber klar, die Schweiz bleibt ein kleiner
Kuchen. Die Dancehall-Szene kennt mich bereits. Da habe ich erreicht was ich
wollte. Darum soll die Schweiz eigentlich gar kein grosses Thema sein. Europa
ist sicher ein interessantes Pflaster, wo man sich Ziele setzen kann. Um in der
Schweiz viel zu holen, müsste ich andere Musik machen. Und das will ja nicht.
Wortmaler: Was sind
deine nächsten Projekte?
Johnny Roxx: Viele.
Megaviele. Sicher ein paar Tracks. Ein Track mit Hawkeye namens „Drummer Cat“
habe ich gerade veröffentlicht. Mit Tiana habe ich ein Video gemacht. Wird ca.
ein 1 ½ Monaten veröffentlicht werden. Dann bin ich an einer EP mit Bert on Beats dran. Da werden wir 2 – 3 Tracks basteln. An einer Version von Shaggy
„Boombastic“ bin ich dran, eine Art Trap-Version. Recht wüst, imfall. Weiter habe ich noch eine
Kooperation mit Alec am laufen. Alec ist ein Schweizer Produzent, ein guter
Typ, der eher so EDM oder Future House macht. Mmmh, muss überlegen. Ja, ein
neuer Track mit Melloquence kommt sicher auch noch. Die Vocals stehen, jetzt
muss ich noch was drumherumbasteln. Ah ja, bei der Bert on Beats-Geschichte
könnte Elephant Man als Gast ein Thema werden.
Wortmaler: Deine
aktuelle Top 3?
Johnny Roxx: Top eins
ist BMW 320 Diesel Touring (schallendes Gelächter am Tisch). Top zwei,
vielleicht etwas unerwartet, aber eben gut: Beyoncé 7/11. Super, sehr super.
Dann muss ich zeitlich etwas zurückgehen und sage Cashmere Cat. „Wedding Bells“
ist ein Alltime-Favorit von mir.
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