Samstag, 28. März 2015

Kritik von aussen


Das M4Music-Festival hat sich unter Musikschaffenden als festen Treffpunkt etabliert. Ein grosser Melting Pot bestehend aus Musiker, Künstlern, Vertreter von Labels und Musik-Firmen, Verlags – und Medienmenschen, Bookers, Veranstalter und Musikliebhabern. Das Programm mit Konzerten von Lo&Leduc, Mimiks, Bilderbuch, Jungle, Sohn und Zola Jesus ist auch dieses Jahr wieder bestechend geschmackssicher. Vor dem Exil gibt es zusätzlich Gratis-Konzerte von Nachwuchstalenten. Auf den ersten Blick versprüht die Bühne dort wenig Charme, bietet den Acts aber eine vielbeachtete Gelegenheit sich zu präsentieren können. Flankierend dazu runden die Conference und die Demotape-Clinic den Event ab.

Im Rahmen der Conference wurden in einem Panel die Chancen von Schweizer Bands im Ausland durchleuchtet. Einige streben dieses expandieren gezielt an – viele scheitern jedoch daran. Was braucht es damit Schweizer Pop-Musik im Ausland Erfolg hat? Zu diesem Thema diskutierten Jens Balzer (Popkritiker aus Berlin und Rolling Stone-Kolumnist), Bahar Tozman (führt in Hamburg ihre eigene Agentur und war davor jahrelang A&R bei EMI) und der Schweizer Jean Zuber (Leiter Swiss Music Export). Auf Basis von hierzulande aufstrebenden Bands wurde die Schweizer Szene analysiert und kritisiert. 

Eine typische Konzept-Band wie Kadebostany wurde zwar einerseits gelobt für ihr Songwriting, aber andererseits kritisiert für die fehlende Radio-Songstruktur. Also im Endeffekt fehlende Mainstream-Zugänglichkeit und damit Probleme bei der Vermarktung. Nicht zu vergessen: Wir sprechen hier von immerhin 3 Millionen Youtube-Klicks. Wer Kadebonstany schon live gesehen hat, weiss dass sie ein gute Show im Stile von „Blasmusik trifft Elektropop“ bieten. Die Band schielt nach Frankreich und Deutschland – eine vermutlich zu grosse Herausforderung meinten die beiden Experten aus Deutschland. “Insgesamt ein zu niedlich-schlaffes Gesamtbild“ fand Jens Balzer, der die Runde mit seiner schonungslos nüchternen Art bereicherte. Positiver im Ansatz wurden Klaus Johann Grobe und Puts Marie bewertet. Der Musik wurde mehr Drive attestiert und in den besten Momenten können ihre Tracks für positive Emotionen sorgen. Genau das wäre unter anderem wichtig für internationale Vermarktbarkeit. Jean Zuber streute immer wieder positive Facts ein und versuchte die Podiumsrunde positiv zu stimmen. Das gelang nicht wie gewünscht. Unter dem Strich blieben Skepsis (Tozman) oder grosse Skepsis (Balzer) übrig. Zuviele Schweizer Exporte die im Ausland eben grandios gescheitert sind. 

Deutlich am meisten Kritik hagelte es für die Musik von Yokko. Stadion-Rock von der Ecke, der hoffnungslos überinstrumentiert sei. Für den Pathos, der hier nötig sei, sei das Stimmvolumen des Sängers viel zu klein, argumentierte Jens Balzer. Man mag ihn verstehen, teilweise fehlen hier auch Ecken und Kanten. Bemerkenswert: Frontmann Adrian Erni stellte sich der Kritik und sass im Publikum. Interessant ist die vorallem Wahrnehmung in diesem Zusammenhang. Im Inland hart gefeiert: Vor einem Jahr erhielt die Band den begehrten Stein in der Kategorie „Best Talent“ bei den Swiss Music Awards. Von ausländischen Betrachtern jedoch scharf kritisiert. Vielleicht ist dies gerade das Fazit, das Künstler, die im Ausland reüssieren möchten, verinnerlichen sollten. Der Konsens als grosse Herausforderung. Der Weg für internationalen Erfolg ist und bleibt für Schweizer Künstler steinig.

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