Das M4Music-Festival hat sich unter Musikschaffenden
als festen Treffpunkt etabliert. Ein grosser Melting Pot bestehend aus
Musiker, Künstlern, Vertreter von Labels und Musik-Firmen, Verlags – und
Medienmenschen, Bookers, Veranstalter und Musikliebhabern. Das Programm mit
Konzerten von Lo&Leduc, Mimiks, Bilderbuch, Jungle, Sohn und Zola Jesus ist
auch dieses Jahr wieder bestechend geschmackssicher. Vor dem Exil gibt es
zusätzlich Gratis-Konzerte von Nachwuchstalenten. Auf den ersten Blick
versprüht die Bühne dort wenig Charme, bietet den Acts aber eine vielbeachtete
Gelegenheit sich zu präsentieren können. Flankierend dazu runden die Conference
und die Demotape-Clinic den Event ab.
Im Rahmen der Conference wurden in einem Panel die
Chancen von Schweizer Bands im Ausland durchleuchtet. Einige streben dieses
expandieren gezielt an – viele scheitern jedoch daran. Was braucht es damit
Schweizer Pop-Musik im Ausland Erfolg hat? Zu diesem Thema diskutierten Jens
Balzer (Popkritiker aus Berlin und Rolling Stone-Kolumnist), Bahar Tozman
(führt in Hamburg ihre eigene Agentur und war davor jahrelang A&R bei EMI)
und der Schweizer Jean Zuber (Leiter Swiss Music Export). Auf Basis von
hierzulande aufstrebenden Bands wurde die Schweizer Szene analysiert und
kritisiert.
Eine typische Konzept-Band wie Kadebostany wurde zwar
einerseits gelobt für ihr Songwriting, aber andererseits kritisiert für die
fehlende Radio-Songstruktur. Also im Endeffekt fehlende
Mainstream-Zugänglichkeit und damit Probleme bei der Vermarktung. Nicht zu vergessen: Wir sprechen hier von immerhin 3 Millionen Youtube-Klicks. Wer
Kadebonstany schon live gesehen hat, weiss dass sie ein gute Show im Stile von
„Blasmusik trifft Elektropop“ bieten. Die Band schielt nach Frankreich und
Deutschland – eine vermutlich zu grosse Herausforderung meinten die beiden
Experten aus Deutschland. “Insgesamt ein zu niedlich-schlaffes Gesamtbild“ fand
Jens Balzer, der die Runde mit seiner schonungslos nüchternen Art bereicherte. Positiver im Ansatz wurden Klaus Johann Grobe und Puts Marie bewertet. Der Musik
wurde mehr Drive attestiert und in den besten Momenten können ihre Tracks für
positive Emotionen sorgen. Genau das wäre unter anderem wichtig für
internationale Vermarktbarkeit. Jean Zuber streute immer wieder positive Facts
ein und versuchte die Podiumsrunde positiv zu stimmen. Das gelang nicht wie
gewünscht. Unter dem Strich blieben Skepsis (Tozman) oder grosse Skepsis
(Balzer) übrig. Zuviele Schweizer Exporte die im Ausland eben grandios gescheitert
sind.
Deutlich am meisten Kritik hagelte es für die Musik
von Yokko. Stadion-Rock von der Ecke, der hoffnungslos überinstrumentiert sei. Für
den Pathos, der hier nötig sei, sei das Stimmvolumen des Sängers viel zu klein,
argumentierte Jens Balzer. Man mag ihn verstehen, teilweise fehlen hier auch Ecken
und Kanten. Bemerkenswert: Frontmann Adrian Erni stellte sich der Kritik und
sass im Publikum. Interessant ist die vorallem Wahrnehmung in diesem Zusammenhang. Im Inland hart gefeiert: Vor
einem Jahr erhielt die Band den begehrten Stein in der Kategorie „Best Talent“
bei den Swiss Music Awards. Von ausländischen Betrachtern jedoch scharf
kritisiert. Vielleicht ist dies gerade das Fazit, das Künstler, die im Ausland
reüssieren möchten, verinnerlichen sollten. Der Konsens als grosse Herausforderung.
Der Weg für internationalen Erfolg ist und bleibt für Schweizer Künstler
steinig.
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