Freitag, 27. März 2015

Im Bewusstsein gesellschaftlicher Probleme


Um die Jahrtausendwende hatte das Label Buback mit „Bambule“ und „Deluxe Soundsystem“ zwei Alben veröffentlicht, die bis heute als zeitlose Klassiker durchgehen. Der Mann hinter Buback ist der Maler und Künstler Daniel Richter, der bis heute ein feines Gespür für Musik und ihre kommenden Trends hat. Eigentlich ein Punk, der ursprünglich Plattencover für „die goldenen Zitronen“ gemalt hat. Und auch schon für Jan Delay. Testo und Grim104 von Zugezogen Maskulin fanden das alles offensichtlich sehr spannend und unterschrieben für das  zweite, bzw. erste offizielle, Album beim Hamburger Label. Ihr Name ist eine Referenz an die Berliner Rap-Crews Westberlin Maskulin (Kool Savas und Taktloss) und Südberlin Maskulin (Fler und Godsilla). 

Auf „Alles brennt“ geht es um Themen wie Globalkapitalismus, Ausländerhass und Gentrifizierung. ZM sind unbequem und fordern ihre Zuhörer mit giftigen Zeilen heraus. Ihnen gelingt es jedoch gut die gesellschaftlichen Verhältnisse zu beschreiben. In einigen Momenten ist dann sogar grandios. Textlich sarkastisch und ironisch – mit linker und antifaschitischer Einstellung. Auf dem Lande aufgewachsen und dann doch irgendwann in Berlin gelandet. In der Heimat der Hipster wie Sie auf „Oranienplatz“ kritisch feststellen. In einem Moment noch in der Szene-Bar und dann plötzlich auf einem Flüchtlings-Camp. Auch „Agenturensohn“ dreht sich um das Leben bzw. Arbeiten in Berlin. Aber auch die Tristesse und Ausweglosigkeit der ostdeutschen Jugend wird eingehend verarbeitet. „Guccibauch“ ist dann kaptialismuskritisch und ein Seitenhieb an den Materialismus.
Meistens können die Produktionen, mit clubtauglichem Trap-Sound, überzeugen. In manchen Momenten, bei 808-basierten Instrumentals, kommt auch ein trashiger Touch dazu. Trotzdem stimmt die Soundverpackung mit vielen dicken und kompromisslosen Bässen.

Ein eigenartiges, wortgewaltiges und spannendes Album. Tenor: So wenig wie möglich beschönigen. Der Mikrokosmos will genau durchleuchtet sein, oftmals erkennt man die Genialität des Album erst nach mehrmaligem Durchhören. Und die punkige Grundeinstellung vom Label-Boss Daniel Richter findet man darauf ebenfalls, was den Kreis wieder schliesst. Ein Klassiker, wie die eingangs erwähnten Alben, ist „Alles brennt“ nicht geworden. Dafür aber ein wichtiges Zeitdokument. ZM spielen am 14. April im Exil in Zürich.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen